Seite 10 - Bruggbeckle

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Ehefrau Isolde
Das kleine Mädel, das mit dieser Puppe nur posieren,
aber nicht spielen durfte.
Die junge Frau, die mit 29 Jahren geheiratet hat.
Die agile Rentnerin, die sich am liebsten mit einer Tafel
Schokolade auf das Kanapee zurückzieht.
Dass die Premer, die wohlhabenden Bauern, und die
Lecher, also die meist armen Flößer aus Lechbruck,
über Jahrzehnte nicht so gut miteinander konnten, wird
nicht ernsthaft bestritten. D' Liab muss also schon ganz
groß g'wesen sein, zumal sie sich immer einen feurigen
Tänzer als Mann gewünscht hat und der Georg diese
Anforderung absolut nicht erfüllen kann oder will. Noch
heut schwärmt sie allerdings vom allerersten gemeinsa-
men Bäckerball, an den sie sich noch gut erinnern kann,
obwohl ich mich am nächsten Tag an nicht mehr viel
erinnern konnte.
Kennengelernt haben sich die beiden, als sie in die Bä-
ckerei zum Einkaufen von Kleie und Hühnerfutter kam.
Als Tochter eines Gattersägers wurde Isolde recht streng
erzogen: noch zwei Tage vor der Hochzeit sei sie gewal-
tig von der Mutter zusammengestaucht worden. Sie war
Verkäuferin in einem Lebensmittelladen in Altenstadt.
Das hieß: jeden Tag mit dem Bus fahren, um 5 Uhr auf-
stehen, um 6 Uhr mit dem Bus weg, bis 7 Uhr warten
in Burggen, umsteigen, dann weiterfahren. Georg hat
sie mit seinem VW dort öfters besucht und musste sich
folgenden Dialog zweier Buben anhören.
Wer hat dir
denn die Banane verkauft?
, fragte der eine, worauf sein
Spezi antwortete:
Die alte Kua da drin.