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Bauernkrieg am Lech
Dr. Otto Keller hat in den Jahren 1931 und 1932 ein
Theaterstück mit dem Titel
Bauernkrieg am Lech
ge-
schrieben. In Lechbruck wurde es - mangels Bühne und
Schauspielern - niemals aufgeführt. Es diente aber als
Grundlage für eine Aufführung bei den Allgäuer Frei-
lichtspielen Altusried. Autor Hans Kehrer hat Kellers
Grundgedanken und zahlreiche Charaktere übernom-
men, der Schauplatz der Geschichte wurde in die Ge-
gend um Kempten verlegt.
Das Stück schildert den Aufstand der Allgäuer Bauern
gegen die Ungerechtigkeiten und Schikanen ihrer Land-
herren unter der Führung des Knopf von Leubas. In
enger Anlehnung an die geschichtlichen Tatsachen ver-
folgt die Handlung die Geschichte des Aufstandes: Der
Bruch der Bauern mit Adel und Klerus; Belagerung und
Sturm der Burg Liebenthann; Gründung des
Schwä-
bischen Bundes
; Konfrontation der Bauern mit dem
Truchsess von Waldburg; die große Schlacht bei Leubas
und die darauf folgenden Ereignisse. Eingebettet in die
Handlung tauchen Persönlichkeiten der Geschichte auf
wie die Aufständischen Walter Bach oder Martin Wai-
bel (der
Vater der Landsknechte
), Jörg von Frunds-
berg, Kanzler Eck, Henker Aichelin - vor allem aber die
tragische Figur des Jörg Schmied, genannt Knopf von
Leubas, mit dessen Schicksal sich das Los Tausender
und Abertausender von Bauern personifiziert.
Bei Keller sieht die Auftaktszene in der Wohnstube im
Rehlerhof folgendermaßen aus:
Eine Türe führt links zum Stall, eine rechts zur Küche und Kam-
mer, eine im Hintergrund ins Freie. Der alte Rehlerbauer liegt auf
dem Sofa neben dem Kachelofen, das linke Bein ist dick eingebun-
den. Er betet.
VomStall her ertöntmehrmals dasMuhen einerKuh. KnechtThomas
kommt vom Stall, und ohne einen Blick auf den Bauern zu werfen,
geht er an den Tisch, zieht die Schublade heraus und sucht nach Brot;
da er nichts findet, wirft er die Schublade zornig zu und geht an den
Kachelofen, um daran seine Hände zu wärmen.
Rehler fragt ihn: „Hast ihr a frische Streu unterlegt?“
Thomas hart auflachend: „Du redst, Bauer. Woher neahma und it
steahla. Die Streu ischt scho lang gar.“
Wenig später kündigt ihm Thomas das Arbeitsverhältnis auf: „Es
muß a End habe mit uns beid, ich paß nit auf dein Hof. Es ischt
a andere Zeit raufkomme. Die Baure im Schwäbische laßet sich
nimma schere und nöte von dene Herre und Pfaffe. A Bundschuh
ist aufg'richt allerorts vom Allgäu bis ins Fränkische und bis an
den Rhein. A anders Gesetz wird komme, das a End macht mit
aller Dienstbarkeit.“
Der Anführer des Bauernaufstandes heißt bei beiden
Autoren Knopf. Kellers Knopf motiviert seine Mitstrei-
ter mit folgender Rede:
„Brüder, Ihr wisset all, der Bauern Not ist seit Mannesgedenken
groß g'west, ist aber allweil größer worden und endlich über jedes