Seite 47 - Bruggbeckle

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Mein Großvater und Linda, das Flusspferd
Es war Sommer im Jahre 1906. Die Tageszeitungen in
London brachten einen kurzen Bericht mit der Über-
schrift: „Deutscher Tourist rettet Linda, unser Fluss-
pferd.“
Mein Großvater Alois Dännler war wieder einmal auf
Auslandsreise und besuchte in London den Zoo. Dort
lag die Flusspferddame Linda schon tagelang apathisch
an der Einzäunung und regte sich nicht mehr. Kein
Tierpfleger und kein Zoobesucher konnte sie zum Auf-
stehen bewegen. Mein Großvater schaute sich dieses
Tier lange an und dachte: Diesem Flusspferd werde ich
schon den Marsch blasen und Beine machen.
Unter den Zoobesuchern sah er zufällig einen kleinen
Jungen mit einer Spielzeugtrompete. Kurz entschlossen
nahm er dem Jungen die Trompete aus der Hand, ging
ganz nahe an die Einzäunung und blies ein lautes „Tä-
terätätä“ in das linke Ohr des Flusspferds.
Die Linda war sehr erbost über diese Dreistigkeit, denn
so etwas war ihr noch nie angetan worden, sie schüttelte
ihren Kopf, rappelte sich auf und ging ganz langsam
und missmutig auf ihren Futterplatz zu. Die Tierpfleger
und anderen Zoobesucher staunten, wie dieser Mann
mit einfachsten Mitteln das Tier aus seiner Lethargie
gerissen hatte.
Jetzt war der Dännler Alois natürlich der Star im Zoo
und am anderen Tag wurde in allen Londoner Zeitun-
gen davon berichtet. Aber das war natürlich nicht das
einzige Erlebnis meines Großvaters, denn wenn man
alle Abenteuer und Erlebnisse von ihm aufschreiben
würde, gäbe es bestimmt ein dickes Buch.