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Der ideale Großvater
Ein Großvater raucht keine Zigaretten, eine Pfeife wirkt
beruhigend und passt besser zum Gesamtbild. Er sitzt
auf der Eckbank in der Küche neben dem Herd und
lächelt stillvergnügt vor sich hin. Er jammert nicht und
sagt auch sonst nichts.
Der heutige Großvater ist frisch rasiert, trägt keinen
Bart und die wenigen Haare schmälern keineswegs sei-
ne Ausstrahlung. Ein Großvater schlägt nicht nur die
Beine übereinander, er schaut dabei den Enkelkindern
ohne jeden Kommentar beim Spielen zu. Die einzige
Bewegung ist das langsame Auf-und-ab-Reiben mit der
Hand an der Tischkante. Sollte ein Enkel einmal mit
einer verzwickten Frage kommen, so überlegt er lange
und gewissenhaft, denn an so einer Antwort orientiert
sich ein Kind oft ein Leben lang. Jetzt beginnt er ganz
konzentriert seine weise Antwort vorzutragen.
So einen Großvater bringt so leicht nichts aus der Ruhe.
Er strahlt über das ganze Gesicht, wenn ihm seine Toch-
ter eine heiße Erbsensuppe mit Speck auf den Tisch
stellt.
Schon lange hat er klargestellt, dass er mit Großvater
angesprochen werden will und nicht Opa oder „Ömi“
oder gar Alter. So ein Großvater hat alles schon erlebt,
er ruht in sich selbst und ist zufrieden. Er sitzt zufrieden
auf der Küchenbank und man kann ihn alles fragen und
ihm alles sagen, denn er kann noch zuhören, selbst ist er
bescheiden und völlig anspruchslos. So einen Großvater
findet man nicht in jeder Familie, es wäre ja auch zu
schön.
Seinem Schwiegersohn erklärt er, wie man einen Gabel-
stiel oder einen Rechenstiel befestigt, er weiß auch, wie