Seite 25 - Bruggbeckle

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Dr. Schipperls Gesundheitskalender
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Dr. med. Otto Keller war maßgeblicher Mitherausge-
ber des ersten Deutschen Gesundheitskalenders. Dieser
erschien im Jahr 1935 in der respektablen Startauflage
von 20.000 Stück und 122 Seiten Umfang. Mit dieser
gelungenen Mischung aus Kalender, Kurzgeschichten,
Arznei- und Kräuter-Hausapotheke sowie Ratschlägen
des Dr. Schipperl (alias Dr. Keller) hatte man scheinbar
das richtige Angebot für den wenig informierten, arzt-
scheuen Patienten gemacht. Angst vor den Doktoren
sei aber gar nicht angebracht:
Sie sind nicht gleich mit der
Spritze oder dem Messer zur Hand. Dafür ist der Arzt viel zu sehr
mitleidender Mensch, der mit Kamillentee, Kneippschen Wickeln
und neumodischer Höhensonne kuriert, wo es am Platz ist. „Er ist
ganz mit dir der Meinung, daß ein richtig angewendetes Hausmit-
tel oft besser wirkt als die teuerste Droge. Daß man freilich einen
eitrigen Blinddarm mit Weichkäse oder Gesundbeten wegbringen
kann, das glaubt er nicht. Da muß das Messer her.“
In diesem „Hüter der Gesundheit“ werden auch ärzt-
liche Tipps für mögliche gesundheitliche Probleme in
den einzelnen Jahreszeiten gegeben. Einiges ist – vor al-
lem wegen der teilweise altertümlichen Ausdrucksweise
– zum Schmunzeln. Das meiste jedoch hat auch heute
seine grundsätzliche Gültigkeit nicht verloren.
Mein Vater hat in den 30er Jahren einen Gesundheitskalender herausgegeben, der beim Holderried in Füssen
gedruckt wurde. Wir haben keinen mehr. Den Holderried gibt's nicht mehr. Ich habe schon überall versucht,
noch einen Kalender aufzutreiben, aber Fehlanzeige.
, erzählte mir Georg Keller beim ersten Zusammentreffen.
Und was macht ein engagierter Verleger? Er sucht bzw. lässt suchen. Siehe da: über ein Antiquariat in England
konnten wir wenigstens noch ein Exemplar der Startauflage
ergattern
. Auf den folgenden vier Seiten einige
Passagen, die ich auf meinem Streifzug durch das Werk gefunden habe.
Josef Bauer