Seite 53 - Bruggbeckle

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dass sein Vater einen Gehirnschlag erlitten hätte und
jetzt halbseitig gelähmt im Rollstuhl säße. Er solle um-
gehend seine Koffer packen und nach Füssen kommen.
„Ausgerechnet jetzt, wo ich auf dem besten Weg zum
Millionär bin, soll ich wieder heimreisen“, ärgerte er
sich, machte sich aber dann doch schweren Herzens mit
dem Schiff wieder auf die Heimreise nach Füssen.
Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als den kranken
Vater zu pflegen und im Rollstuhl durchs Städtchen zu
schieben. Seine Schwestern waren bereits verheiratet
und nicht mehr in Füssen. Die Mutter war schon vor
längerer Zeit verstorben, und als jetzt nach einem Jahr
auch noch der Vater starb, war er endlich Millionär. Sein
Vater hinterließ vier Häuser und große Baugrundstücke
im Füssener Weidach. Dies alles vererbte er seinem ein-
zigen Sohn, denn die Töchter waren bereits ausbezahlt.
Nun war der Dännler Lois ein angesehener Mann.Er
heiratete eine schöne Frau, die aus der Nähe von Würz-
burg stammte, eine geborene Koch.
In den folgenden Jahren kam ein Kind nach dem an-
deren, insgesamt fünf, drei Buben und zwei Mädchen.
Seine Frau führte das kleine Schreibwarengeschäft, das
sich im Haus befand, und er betrieb wieder seinen An-
tiquitätenhandel.
Durch ihre außergewöhnliche Schönheit zog seine Frau
viele Kunden an, auch Prominente, wie die Mutter
König Ludwigs II. Wenn diese mit ihren Söhnen zum
Einkaufen kam, wollte der junge Ludwig immer in den
Ziegenstall hinter dem Haus gehen, um die Ziegen zu
streicheln.
Als Geschäftsfrau war sie allerdings weniger erfolgreich,
ihre Theorie lautete, wenn man etwas verschenkt, be-
kommt man es doppelt oder dreifach zurück. Dem war
aber nicht so und bald merkte sie, dass man von der
Schönheit und vom Verschenken nicht leben kann.
Ihr Mann Alois vernachlässigte den Antiquitätenhandel
und saß meistens im Wirtshaus. Hin und wieder bot er
sich als Fremdenführer an und begleitete die Touristen
auf die heimischen Berge.
Er war kein sparsamer oder gar geiziger Millionär, ganz
im Gegenteil, seine Devise lautete: leben und leben las-
sen. Ging das Geld zur Neige, verkaufte er einfach wie-
der ein Haus oder ein Grundstück und der flotte und
sorgenfreie Lebenswandel war wieder eine Zeit lang
gesichert.
Er gönnte sich auch teure Auslandsreisen und fuhr ein-
mal zur Krokodiljagd nach Ägypten. Die Nilkrokodile
gab es damals noch in großen Mengen und so fuhr er
mit einem Boot und ein paar Einheimischen in einen
Nebenarm des Nils und hier durchbohrte er mit seiner
Lanze ein zwei Meter langes Krokodil. Nach einem hef-
tigen Kampf zog er es ins Boot und abends wurde mit
den Einheimischen dieses Jagderlebnis ausgiebig gefei-
ert. Daheim landete dieses Nilkrokodil dann präpariert
und ausgestopft auf dem Wohnzimmerschrank, wo es
einige Jahre die Besucher erschreckte.
Mit einem Ägypter ging er eine Wette ein, er sagte zu
ihm, er würde schneller auf der Spitze der Cheops-
Pyramide stehen als dieser, was er dann aufgrund seiner
Größe und als alpiner Bergführer spielend schaffte.
Zu Hause führte er wieder einmal Touristen auf die
Geierköpfe in Tirol, dabei machte er beim Abstieg ei-
nen Fehltritt und brach sich das Kniegelenk. Von diesem
Zeitpunkt an war sein rechtes Knie steif.