Seite 64 - Bruggbeckle

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Die sechs Gemeinderäte
und der Bürgermeister wir-
belten durch den Abend-
himmel, der Klapp Hein-
rich schaute nach seinem
Kaffeewasser, es war noch
nicht heiß - da ließ er sich
todmüde in seinen Sessel
fallen und schlief ein!
Als den Gemeinderäten
die Fahrt zu lange dauerte,
fingen sie an zu schreien,
aber der Karussellmann
hörte sie nicht mehr, und
auch sonst hörte sie nie-
mand. Es wurde dunkel
und kühl, die Schreie wur-
den immer schwächer und
verstummten zuletzt ganz.
Das Karussell drehte sich
ununterbrochen,
Stunde
um Stunde, die Gestalten
hingen schlaff und leblos in
ihren Sesseln.
Es war schon lange nach Mitternacht, da spürte der Wel-
schenwirt einen starken Drang auf der Blase. Er wachte
auf und sprang aus dem Bett, und als er durch sein Fens-
ter auf den Festplatz hinunterschaute, fiel ihm sofort auf,
dass im Wohnwagen des Karussellmannes noch Licht
brannte, und bei näherem Hinsehen sah er auch, dass
sich das Kettenkarussell noch drehte. Schnell schlüpfte
er in die Hose und rannte über den Festplatz, er fand
den Heinrich schlafend in seinem Stuhl und weckte ihn.
Dieser sprang auf, riss den Hebel herum und das Karus-
sell kam zum Stillstand.
Leichenblass und stocksteif durchgefroren verließen die
Gestalten ihre Sitze und wankten in die Nacht hinaus,
jeder in eine andere Richtung. Keiner fand ein Wort des
Dankes für die vierstündige Freifahrt, und am anderen
Tag wollte man die ganze Angelegenheit vertuschen.
Doch bei so vielen Mitwirkenden gibt es meistens eine
undichte Stelle und das Dorfgespräch war in vollem
Gange. Durch die Schadenfreude der Dorfbewohner
entstand auch kein Skandal, und die Freifahrt hatte poli-
tisch keine Nachwehen. Doch zum Karussellfahren ließ
sich keiner von den Gemeinderäten mehr überreden.