Seite 7 - Bruggbeckle

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Ohne Georg gäbe es kein Museum.
Kurz, aber tref-
fend, schildert Ingrid Kahlert die Rolle von Georg Kel-
ler beim Kampf um den Erhalt des Gebäudes, bei der
Gründung des Fördervereins und bei der Sanierung und
Einrichtung des Museums, das vom Bayerischen Lan-
desamt für Denkmalpflege als
herausragendes Beispiel
gewürdigt wurde. Und sie muss es ja wissen, hat sie doch
über 20 Jahre an vorderster Front mit dem geschichtlich
interessierten Bäckermeister zusammengearbeitet.
Wie man auf obigem Foto sieht,
hat es ja bitter aus-
geschaut
mit dem Gebäude, das als Kohlenlager Ver-
wendung fand und nach dem Krieg Flüchtlingen eine
Zuflucht bot. Das Haus wurde 100 Jahre nach Errich-
tung von Giebel bis Giebel geteilt, aber nicht in einen
vorderen und hinteren Teil, wie das bei Doppelhaushälf-
ten heutzutage üblich ist. Vom ersten Jahrhundert gibt
es keine Unterlagen, alles ist verbrannt. Dann tauchen
erste Informationen auf: zwei Hausnummern, Trep-
pen außen. Erst ab 1777 bestehen Eintragungen im
Gemeindearchiv: In der südlichen Haushälfte wohnten
meist Flößerfamilien, während in der nördlichen Haus-
hälfte nach einem Schulmeister (1777) Schneider lebten.
Nach dem vergeblichen Versuch der letzten Eigentümer,
das Haus zu sanieren, stand es 30 Jahre leer. Dann hat
die Gemeinde das Gebäude für 90.000 Mark erworben.
Viele Gemeinderäte wollten das Haus abreißen und ei-
nen schönen Bauplatz daraus machen. Doch der dama-
lige Bürgermeister Hollmann, Ingrid Kahlert und Ge-
org Keller durchkreuzten diese Pläne: die Idee für ein
Museum entstand. Auch der Standort mitten im Dorf
war ein gewichtiges Argument für dieses Gebäude. 1995
gründeten Lechbrucker Bürger einen Förderverein, der
inzwischen 101 Mitglieder hat.
Schon mit Beginn der Sanierungsarbeiten war die Lan-
desstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern ein-
gebunden; die persönliche Beratung durch Herrn Dr.
Gribl in Fragen der Einrichtung und Textgestaltung war
für die Laien eine große Hilfe. Schon früh stand fest,
dass man kein "Heimatmuseum" wollte, sondern ein
Spezialmuseum. In Lechbruck lag natürlich das The-
ma Flößerei nahe: Den Begriff
Flößerdorf
gab es ja
schon lange, seit den 50er Jahren. Eine Sammlung war
hier nicht vorhanden: ein Augsburger Professor hatte ein
Museum in Königsbrunn eröffnet und dabei den ganzen
Lech entlang die Flößerutensilien eingesammelt. Auch
die Lechbrucker haben alles hergegeben. Trotzdem
fand sich noch einiges auf diversen Speichern, manches
wurde nachgearbeitet. Doch zuvor musste das Gebäude
leer gemacht werden: sechs Riesencontainer mit Müll
wurden aus dem Haus geschafft. Für einen Leichenwa-
gen - das Prachtexemplar wurde von einem Lechbru-
cker Handwerker vor 1900 hergestellt - musste ein neu-
er Platz gefunden werden: er passte nicht zur Thematik
"Flößerei". Er ist auf dem Foto oben links zu sehen.
Das Flößermuseum