Seite 70 - Bruggbeckle

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Ofentüre aufklappte, waren alle Semmeln schon kohl-
schwarz. Er nahm es mit Humor und rief:
Kommt
raus, ihr Mohren, euer Erlöser ist da.
Dann schüttete
er die schwarzen Semmeln in einen Korb und verwen-
dete sie wieder als Heizmaterial. Dieses Verfahren ist
zwar unwirtschaftlich, aber Jammern hätte auch nicht
weitergeholfen.
Wenn es Abend wurde, kamen nach und nach die Nach-
barn wieder in die Backstube, sie setzten sich auf die
Ofenbank und zündeten ihre langen Pfeifen an. Der
Bäcker rauchte genüsslich seinen Schwarzmarkttabak,
doch die anderen hatten enorme Schwierigkeiten mit
der Tabakbeschaffung.
Der Heinrich sagte:
An jedem Strauch, an dem ich
vorbeigehe, zupfe ich Blätter ab.
Ludwig meinte:
Die
Herbstzeitlosen, die ich aus dem Heustock ziehe, schme-
cken ausgezeichnet.
Das ist ja das reinste Gift
, sagte
der Hans,
da rauch ich schon lieber Buchenblätter oder
Heublumen.
Wenn die Pfeifen dann endlich brannten, verlagerte
sich das Gespräch auf den Vierzehner-Krieg gegen die
Franzosen. Alle waren Kriegsteilnehmer, der Ludwig
war beim dritten bayerischen Reiter-Regiment gewesen,
und nachdem er einen langen Zug aus seiner Pfeife ge-
nommen hatte, sagte er ganz lapidar, dass er bei einer
Attacke vom Pferd aus elf Franzosen mit dem Säbel
durchbohrt hat wie nasse Kissen.
Die Infanteristen blieben ihm nichts schuldig und be-
haupteten, als sie in der Nähe von Paris lagen, hätten
sie die Franzosen über den Haufen geschossen wie Ka-
ninchen.
So endete dieser schöne Sommerabend in der Backstu-
be mit einer unendlichen Rauchwolke.