Seite 89 - Bruggbeckle

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wie eine Forelle aus dem Wasser, und wir ergriffen sofort
die Flucht.
Sie verfolgte uns, wir stolperten über Wurzeln und die
Äste schlugen uns ins Gesicht, und nach einigen hun-
dert Metern gab sie die Verfolgung auf. Wir blieben
keuchend auf einer Lichtung stehen, und als wir diesen
Vorfall am nächsten Tag erzählten, wurden wir von den
anderen noch tagelang ausgelacht.
Mein Taschengeld wurde immer weniger und es reich-
te schließlich nur noch zu einem Kinobesuch, während
die wohlhabenden Meistersöhne nächtliche Streifzüge
durch bekannte Münchener Nachtbars unternahmen.
Eines Mittags, nach dem Essen, drückte uns unser
Fachlehrer einige Bögen in die Hand, wir sollten eine
betriebswirtschaftliche Rechnung aufstellen. Auf den
ersten Blick sah ich, dass diese ganze Arbeit bei mir
ungefähr drei Stunden in Anspruch genommen hätte.
Daher fing ich gar nicht damit an, sondern setzte mich
im parkähnlichen Garten zwischen meine beiden Kol-
legen an einen Gartentisch. Jetzt ließ ich diese beiden
Supergehirne arbeiten, während ich die zutraulichen
Eichhörnchen an meiner Brotzeit teilhaben ließ.
Nach ungefähr einer Stunde atmeten die beiden erleich-
tert auf und meinten:
Jetzt haben wir's.
Zu dieser Zeit gab es noch keine Taschenrechner und
darum war es eine großartige Leistung. Sie verglichen
ihre Ergebnisse und es war nur eine geringe Abweichung
vorhanden. So nahm ich den Mittelweg und schrieb die-
sen auf ein leeres Blatt.
Am Abend, als unser Fachlehrer die Arbeiten kontrol-
lierte, fragte er mich, wie ich zu diesem Ergebnis käme.
Jetzt half nur noch die Flucht nach vorn. Ich sagte:
Der
größte Teil war eine Kopfrechnung und die Schmierzet-
tel liegen im Papierkorb.
Er schaute mich ganz über-
rascht an, machte seinen Haken darunter und die Sache
war erledigt.
Die Wochen vergingen, das gute Essen, die ruhige At-
mosphäre und das Münchener Bier bewirkten zu mei-
nem Erstaunen, dass sich bei mir ein Bauchansatz be-
merkbar machte.
Die Meisterprüfung rückte immer näher und man such-
te eine neue Mannschaft für die Hausbäckerei. Die
Franken können zwar auch Brot und Semmeln backen,